Ich atme. Ich sitze hier und atme.
So beginnt wohl jede Geschichte, jede Kreativität, jede Begegnung, jedes Tun, jeder Tag, jede Erfahrung. Mit einem Atemzug.
Mein Atemzug setzt meine Intention, zu leben.
Mit jedem Einatemzug entscheide ich mich, zu leben.
Mit jedem Ausatemzug entscheide ich mich loszulassen, was ich in meinem Leben nicht mehr brauche.
Ist mir das immer bewusst? Nein. Oftmals bin ich im Widerstand mit etwas in meinem Leben, sage nein dazu. Will das so nicht. Fühle mich unwohl. Schließe es aus. Verschließe die Augen davor. Bin wütend auf mich und genervt von anderen.
Aber ich erinnere mich heute schneller daran, einen bewussten Atemzug zu nehmen und ja zu sagen, zu dem was gerade ist.
Wenn ich ja sage, kann es fließen. Und wenn es fließen kann, kann es sich verändern.
Ich kann entscheiden wie ich es haben will. Wie ich mich fühlen will.
Wenn ich nein sage, im Widerstand bin, trotzig, dann verhärtet sich alles. Nichts wird sich verändern. Der unangenehme Zustand wird bleiben. Wird sich festsetzen in meinem Körper, und mein Verstand wird alles tun, um solche Situationen zu vermeiden.
Dadurch werde ich unfrei. Wenn ich Dinge, Situationen, Menschen vermeiden muss, um etwas nicht zu fühlen, dann bin ich unfrei.
Nein sagen heißt auch, da draußen zu bleiben. Auf die anderen zu schauen. Über andere zu reden und über das was sie falsch gemacht haben. Was sie mir angetan haben. Wie sie mich binden, meine Zeit aufbrauchen. Es heißt, Schuld zu suchen im Außen für meine Situation.
Ja sagen heißt, nach innen zu gehen. Zu fühlen wie es mir geht. Für mich zu sorgen. Hineinzufühlen in mich, zu fühlen was da passiert. Was ich dazu beitrage in dieser Situation zu sein. Was diese Situation mir bringt, welchen Nutzen sie für mich hat. Das ist oft sehr subtil. Welchen Nutzen sollte ich davon haben, schlecht behandelt zu werden? Mich unfrei zu fühlen? Verletzt zu werden? Für andere sorgen zu müssen? So ein Quatsch.
Ich sage ja dazu. Atme sanfter, gehe tiefer. Ich weiß, daß nichts in meinem Leben ist, daß mir nicht auf irgendeine Weise dient. Zum Beispiel mir erlaubt, mich als Opfer der Umstände zu präsentieren. So muss ich nicht in meine Selbstverantwortung gehen. Oder als Helfer in der Not. Das dient auf wunderbare Weise meiner eigenen Selbstbestätigung. Dann fühle ich mich besser. Für kurze Zeit. Denn eigentlich laugt es mich aus.
Ich atme, sage ja dazu. Keine Diskussion. Mein Verstand wird niemals akzeptieren, daß ich mich selbst in diese Situation hineinmanövriert habe. Entweder fühle ich es oder nicht. Es ist in Ordnung.
Wenn ich so mit mir in Austausch sein kann, kommt alles ins fließen. Dinge die immer so waren wie sie waren, Sichtweisen die ich immer hatte, Gewohnheiten, Überzeugungen weichen auf. Neue Perspektiven werden sichtbar. Möglichkeiten, mit Situationen anders umzugehen. Bedürfnisse verändern sich, Wünsche und Vorstellungen. Das Außen wird weniger wichtig, wenn alles innen ist. Ich kann nach außen gehen um das Schauspiel dort zu genießen, teilzuhaben, aktiv mitzugestalten, anstatt hineinzufallen und mich aufzuregen.
Pures Sein sitzt in mir, entspannt und lächelnd. Voller tiefem, ehrlichem Mitgefühl über die Welt da draußen und vor allem für mich selbst, wenn ich mich darin verliere.
Es macht nichts. Ich kann zurückkehren.
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