
Seit über zwei Wochen bin ich nun wieder nach meinem Thailand-Erlebnis in Deutschland.
Und wie leicht habe ich es mir gemacht! Braungebrannt und vollgetankt mit heißer, feuchter Sonne traf ich auf einen frischen, lebendigen Spätfrühling, und das am 11. April. Die Natur, die ich im März im Winterschlaf zurückgelassen hatte, war vollends am Sprießen und Treiben, und die Sonne empfing mich auch hier strahlend.
Und wieder einmal habe ich gespürt, dass ich unser mitteleuropäisches Klima sehr liebe. Den Wechsel der Jahreszeiten und vor allen Dingen die Frische des Frühlings. Wenn es früh morgens noch ein wenig Überwindung kostet, barfuß durch das feuchte Gras meines Gartens zu gehen, um die Erde zu spüren (was allerdings ein absolut tolles und wachmachendes Erlebnis ist!), und man nachmittags schon mit leichter Jacke draußen sitzen kann.
Nun, dieses Jahr konnte ich Mitte April die Jacke zu Hause lassen. Ich komme zurück aus Asien und trage Sommerkleidung im Büro! Und ich hatte noch keine Strümpfe an, seit ich aus Thailand zurück bin! Das ist für einen traditionellen Kalt-Füssler wie mich im April schon revolutionär.
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mich generell anders fühle. Leichter, durchlässiger, fließender, ruhiger. Die Zeit in Thailand hat mir sehr gut getan und lässt mich unsere Natur mit ganz anderen Augen sehen. Es ist, als ob ich jetzt zum ersten Mal spüre, was da alles um mich herum wächst. Ich bin bisher kein Gartenfreak gewesen und habe eher versucht, dort arbeitend möglichst wenig Zeit zu verbringen. Gemüse, Obst, Salat kaufe ich im Biomarkt, mit Kräuter kannte ich mich wenig aus. Dadurch habe ich zu meinem eigenen Garten auch nicht wirklich eine Beziehung aufgebaut bisher, und mich kaum dort aufgehalten.
Doch noch in Thailand kam mir die Idee, selbst zu beginnen, Pflanzen anzubauen, sie wachsen zu sehen. Ich entschied mich für zwei Hochbeete, aus Douglasienholz handgebaut. Darin wachsen künftig Tomaten verschiedener Art, Aubergine, Kohlrabi, Schlangengurken, Zucchini, Wildpflanzen und Kräuter wie Sauer- und Blutampfer, Spitzwegerich, Thymian, Gartenpimpinelle und Kapuziner-Kresse. Dazu ein weiteres Kräuterbeet auf dem Balkon mit Basilikum, Dill, Petersilie, Schnittlauch, Pfefferminze, usw.
Besonders die Wildpflanzen haben es mir angetan. Früher wäre ich nie auf die Idee gekommen, selbst gepflücktes Blattgrün in meinem Smoothie oder Salat zu verarbeiten. Jetzt macht es mir Spaß, auszuprobieren was wie schmeckt und wozu passt. Kürzlich machte ich eine Wildkräuterwanderung, um die einzelnen Pflanzen besser kennenzulernen. Mir war nicht bewusst, dass man im Prinzip fast alles essen kann, was da so heranwächst und spriesst zu dieser Jahreszeit, und wir haben danach ein grandioses selbst gemachtes Pesto verkostet.
Das Unkraut in meinen Blumenbeeten, das ich immer verflucht habe, und versucht habe mit Spritzmitteln auszumerzen, ist Giersch, eine kraftvolle Wildpflanze. Auf meiner Wiese (die früher ein Rasen war) wächst Löwenzahn in Hülle und Fülle, der mir Bitterstoffe beschert, und beim Spaziergang durch Wälder und Wiesen in meiner Umgebung entdecke ich jede Menge Brennesseln. Ich habe das Gefühl, die Lebendigkeit und Kraft der Wildpflanzen wirklich schmecken zu können, wenn ich sie roh esse oder zubereitet auf unterschiedliche Weise. Ich koste von der Wiese, mache Fotos, schlage in Büchern nach, was man damit machen kann, brühe Tees auf mit Pflanzen aus meinem Garten (gerade trinke ich frische Pfefferminze mit Thymian).
Es macht mir auch Spaß, mit neuen Lebensmitteln Gerichte auszuprobieren. Rohkost und Salate waren für mich in der Vergangenheit eher die langweilige zweite Wahl zu Reis, Pasta, Kartoffeln und gekochtem Gemüse. Nun entdecke ich, wie lecker und sattmachend gut zubereitete Rohkost wirklich ist. Schon lange besitze ich einen Vitamix, den ich jetzt auf vielseitigere Art nutze, nicht nur um Standard-Smoothies mit gekauften Nahrungsmitteln herzustellen (Spinat-Apfel-Banane), sondern abenteuerliche grüne Mischungen, verschiedene Arten von pflanzlicher Milch (seither lasse ich jeden TetraPak im Laden stehen) und vegane Dressings. Ich häcksle und raspele mit dem Vitamix alles was sich nicht wehrt, kombiniere neu und liebe es.
Auch die Liebe zur Kokosnuss ist geblieben. Gleich nach meiner Rückkehr aus Thailand habe ich mir frische, grüne Kokosnüsse besorgt, die ein wunderbares Wasser zum Trinken in sich tragen und deren Fleisch man sehr vielseitig verarbeiten kann, zum Beispiel zu Süßpeisen oder einem grandios knusprigen Speck (siehe unten). Der nächste Clou ist mein neuer Dörrautomat, der nächste Woche bei mir ankommen wird. Dörren hieß für mich bisher, selbst Trockenfrüchte herzustellen. Warum sollte ich das tun, wenn ich sie im Laden kaufen kann? Mir war nicht klar, dass man mit dem Dörrautomat leckere Cracker mit frischen Kräutern, Pizza, Fladenbrot, Fruchtleder, Wraps und tausend andere Dinge ohne Mehl und Zusatzstoffe zaubern kann!
Es geht mir gar nicht in erster Linie darum, vegan und mehlfrei zu essen, obwohl es sich in meinem Körper gerade leichter anfühlt. Es geht mir um den Spaß, Neues zu entdecken und Geschmacksintensitäten zu erfahren, die ich bisher nicht kannte! Kochen ist ein kreativer Prozess und diese Art des Zubereitens ist es ebenfalls. So wie ich ohne Ahnung einen neuen Text zu schreiben beginne oder vor der weißen Leinwand mit dem Pinsel in der Hand stehe, schaue ich mir an, welche Lebensmittel ich im Kühlschrank und im Garten habe und komponiere daraus ein kleines Wunderwerk, das ich bewusst genieße.
Es ist die Farbe Grün, die mir gerade gut tut. Ich bin gerne im Wald und rieche die Bäume, höre den Vögeln zu und ich finde es spannend ein wildes Kleefeld zu entdecken, das an der gleichen Stelle zwei Tage vorher noch nicht da war.
Dementsprechend unnatürlich kommt mir gerade unsere Büro-Arbeitswelt vor. Den ganzen Tag in einem geschlossenen Raum zu sitzen, um Dinge zu diskutieren, oder am PC endlose eMail-Korrespondenzen abzuarbeiten, ist eine kleine Herausforderung. Ich möchte Dinge berühren, die wachsen, den Wechsel der Natur sehen und wie sie auf Regen und Sonne reagiert. Ich liebe es mit dem Fahrrad einfach loszufahren, den frischen Wind um die Nase, in einem klaren See zu schwimmen oder mir im Garten neben meinen Pflanzen den Liegestuhl aufzustellen um dort zu frühstücken.
Es ist das Gefühl der Frische und des Neuen, das mich fasziniert und lebendig sein lässt. Es ist, als ob die Natur mir meine eigene Lebendigkeit und Kreativität spiegelt. Alles ist da!
Und hier spontan einige Inspirationen, für die die sich angesteckt fühlen:
Lebensenergie Smoothie
- Schlangengurke
- Gelee einer frischen Aloe-Vera-Pflanze
- Spitzwegerich
- Orange und Apfel
Weißer Traum
- Blumenkohl roh im Mixer/Vitamix zu “Reis” verarbeiten
- Frisches Kräuterpesto und selbstgemachte Mandelcreme zu einem Dressing verquirlen und unterheben, ebenso kleingeschnittene Cocktailtomaten
- Bohnen-/Kichererbsensprossen drauf
Hammer-Salat
- Rotkohl, Fenchel und violette Karotten roh raspeln
- Vinaigrette aus frisch gepresster Zitrone und Orange, Apfelessig und Gewürz “Smoked Paprika”, sowie reichlich getrocknete Cranberries und frische Avocadostücke unterheben
- Kokosnussfleisch in Streifen schneiden, in Smoked Paprika und Tamari (Sojasauce) einige Stunden marinieren, dann backen oder dörren - schmeckt wie gebratener Speck! Unter den Salat heben und genießen.
Snacks
- Frische Kräuterseitlinge längs aufschneiden und roh mit frischem Pesto bestreichen
- Cocktailtomaten mit Avocadocreme (Avocado/Banane/Zitronensaft) auf Sauerkraut-Rohkost-Cracker
- Apfelscheiben mit Zitronensaft und frischer Kapuziner-Kresse mischen
Das Ausprobieren geht weiter! Auf dem Papier, im Garten, in der Küche….:-)
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Andrea Schwarzenbarth (Sonntag, 29 April 2018 09:48)
Danke und guten Appetit :-)
Tanja Schmitt (Sonntag, 29 April 2018 11:41)
Ich habe dieses Jahr auch zwei Hochbeete angelegt. Ich habe mich für Metall entschieden. Auch wenn es noch sehr früh war, habe ich trotzdem schon vor 3 Wochen gepflanzt und gesät. Sellerie, Kohlrabi, Broccoli, Zucchini, Möhren, Paprika, Erdbeeren, Salat, Radieschen, Kräuter, Tomaten, Frühlingszwiebeln und Gurken. Es wächst alles wunderbar vor sich hin. Natürlich hat hier das warme Wetter seinen Teil dazu beigetragen. Ich habe mir auch ein Tomatenhaus zugelegt. Heute habe ich die erste Gurke geerntet.
Es ist ein Versuch und mal schaun was alles dabei rauskommt �
Daniela (Sonntag, 29 April 2018 13:11)
Cool, Tanja! Vielen Dank für das Teilen Deiner Erfahrungen!
Wie gut dass es heute, am Sonntag, regnet...gut für den Garten :-))))
Karola (Sonntag, 29 April 2018 15:40)
Danke Dani für deinen erfrischenden Bericht und die tollen Rezepte. Nach Detoxwochen mit anschließender Fastenkur sind grüne Smoothies inzwischen fester Bestandteil meines Frühstücks und kleiner Zwischenmahlzeiten geworden. Jeden Morgen frische Kräuter aus Garten und Hochbeet zu ernten und mit verschiedenen Früchten zu kombinieren macht Spaß und lädt zum kreativen Experimentieren ein.
Freue mich schon auf deine nächste Inspiration ��
Mfo (Sonntag, 29 April 2018 22:47)
Weiter so, der Körper wird‘ s dir danken, animierst mich immer wieder meine essensgewohnheiten zu überdenken und zu ändern!!!!���