05. Dezember 2019
Ich habe sie also gelesen. Grundsätzlich mag ich Tolstoi. Ich mag seinen auktorialen Erzählstil. Er hat für mich etwas Altes, Erhabenes. Etwas Altes, Erhabenes des 19. Jahrhunderts, das mir sehr nahe ist. Man setzt sich also in einen bequemen Ohrensessel ans Fenster, eine Decke um die Knie, draußen der graue Winter, drinnen eine kleine Kerze, vergisst das Heute und lässt sich das Damals erklären, und staunt plötzlich, wie sehr es noch im Heute gilt. Und grundsätzlich mag ich Novellen....
19. August 2019
„Aus den Trümmern dieser alten Welt erstehe eine neue, voll nie geahnten Glückes…Als Brüder sollt ihr alle, die ihr da lebt, euch erkennen, und frei, frei im Wollen, frei im Tun, frei im Genießen, sollt ihr den Wert des Lebens erkennen…Der höchste unter euch soll der Knecht aller sein. Denn indem er der Freiheit aller dient, erhöht er in sich den Begriff der Freiheit selbst zum höchsten, gotterfüllten Bewusstsein.“ So schrieb und sprach Richard Wagner im Revolutionsjahr 1848,...
30. Juli 2019
Gedanken fliegen, Momente liegen Brach. Unruhig zitterndes Herz, Fliehender Körper - Wovor hast Du Angst? Alles dreht sich, bewegt sich In Spiralen, Verlieren oder loslassen? Keine Ruhe vor dem Sturm, Und doch bleibt er aus. Immer auf dem Sprung, Beobachtend. Atme tief, mein Vogel, Atme tief und schwing dich auf Ins Licht - Es ist soweit. Jetzt. Oder bald? Verbrenne die Zweifel, Wenn du willst. Diese Zeilen habe ich Ende Juni in mein Notizbuch geschrieben. Die Umstände weiß ich nicht mehr....
11. Juni 2019
Heute und hier kommt etwas ganz Besonderes !! Petra Glaser (soundofbreath.de) und ich werden Ende Juni und Anfang Juli an zwei unterschiedlichen Terminen ein zweitägiges Retreat anbieten. Hier teilen wir unsere langjährige Erfahrung mit dem Abenteuer Bewusst-Sein, das manchmal völlig anders daher kommen kann, als der Menschen es sich so vorstellt...:-) Jeder, der Lust hat, genauer hinzuschauen in seinem Leben und die eigenen Potentiale zu entdecken, darf mitmachen. Wir werden atmen, spielen,...
05. April 2019
Ich ergebe mich. Ich ergebe mich den Dingen - Sie dürfen sich ergeben. Es ergibt sich. Es ergibt sich eine Möglichkeit, In die ich mich ergebe… …hergebe. Ich gebe mich her. Ich gebe mich her für eine Möglichkeit. Ich gebe her - Ich gebe her meine Ängste und Zweifel, Gebe sie auf. Ich gebe auf. Ich gebe auf den Kampf, den Widerstand - Ergebe mich in mein Sein. Dann kann sich was ergeben. …ohne mich herzugeben.
24. März 2019
Im Café Central esse ich fettiges, cremiges Rührei mit gebratenen Champignons. Versinke in weichem, dickem Möhrenbrot und schwerem Kakao. Der kalte, feuchte Wind hat mich aus dem abgebrochenen Literaturspaziergang hierhergetrieben; die zugigen Passagen und Höfe und das Warten auf das Interessante waren plötzlich unerträglich geworden. Gestern war noch Sommer. Plötzlich überstürzte Lust abzureisen, ich scrolle durch die Zugfahrpläne und entscheide neu. Manchmal wird die Freiheit...
23. Februar 2019
Samstag, 10 Uhr, ich sitze im Zug. Grüne Wiesen und norddeutsche Backsteinhäuser fliegen an mir vorbei. Ich bin auf der Rückreise von der Insel Sylt, wo ich eine Woche zum Vitalfasten bei Fasten Ahlers war. Ich fühle mich gut; frisch, wach, der Gürtel sitzt lockerer als vor einer Woche. In meinem Abteil sitzen fünf Menschen, die Wurstbrote, Kekse, Kuchen und Laugenbretzeln vertilgen, ich trinke Tee. Ich denke zurück an meine Hinreise vor einer Woche, mit dem Zug von Koblenz nach Sylt in...
20. Januar 2019
Gib den Tag nicht auf Leuchte in der Nacht Das Innere verteilt sich Frei Er hebt den Kopf von seinem Notizblock, lässt den Stift sinken. Durch das kleine Sprossenfenster seiner winzigen Dachkammer scheint die Nachmittagssonne herein. Letzte Nacht hat es geschneit und die Äste der kahlen Bäume blitzen weiß. Er sitzt an dem kleinen, ovalen Tisch aus dunklem Holz. Den Heizkörper unter der Fensterbank hat er aufgedreht, trotzdem friert er. Lust auf eine Zigarette. Das kommt in letzter Zeit...
13. Januar 2019
Die Katze fühlt sich weich an; weich, sanft und warm. Ella streichelt behutsam ihr tiefschwarzes Fell, spürt die Formen des schmalen Katzenkörpers unter ihren Händen, den Kopf, der sich reckt. Wo kommt sie wohl her? Ella schaut sich um. Die Straße ist verwaist, liegt in dichtem Nebel. Wieder mal ein grauer Tag, an dem man erwartet, dass es irgendwann hell wird, aber dann wird es schon wieder dunkel. Die Katze schaut sie mit großen, dunklen Augen an. Ella erhebt sich aus ihrer kauernden...
01. Dezember 2018
Das Hineinspringen in die Geschichte ist das einzig Mögliche. Jetzt. Absprung. Eintauchen in die Tiefe. Fanny hob den Kopf und blickte durch die schmutzige Scheibe hinaus in den Regen. Es roch nach nasser Kleidung und Haferkeksen, die die kleine Frau vor ihr mechanisch kaute. Der Bus ruckelte gelegentlich und die stehenden Passanten wogen sich wie alte Pappeln im Wind. Sie umklammerte ihre Mappe auf dem Schoß, mit engen Schultern, eingepfercht, die Knie zusammengepresst, um ihren breiten...

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